High Five,
Eigentlich sollte es diese Woche keinen Newsletter geben. Geplant war, dass ich zum 18. mal mit meinem Wanderfreund Dirk unterwegs bin. Wir wollten uns das Matterhorn näher ansehen, ich habe mir sogar extra eine neue Wanderhose gekauft. Tja und dann zeigte der Corona-Test bei unserem Sohn auf positiv - und zwei Tage später auch bei mir.
Scheiße.
Ich habe mich erst geärgert, war dann traurig und dann wieder verärgert. Statt Berge, Hütten und stundenlange Gespräche sollte es - again - eine Quarantäne zwischen Sofa und Bett geben. Diese Zeit haben wir doch hinter uns. Dachte ich.
Und dann habe ich beschlossen, dass wir es auch haben. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht zu ärgern, auch dann nicht, wenn Dirk mir unfassbar schöne Fotos von unterwegs schicken - und uns eventuell zu Hause die Decke auf den Kopf fallen - würde.
Jeden Morgen gab es Schokocroissants und ein Match "Mensch ärgere dich nicht", wir haben sehr viele Filme gesehen, versucht, Sushi selber zu machen, sind jede Nacht mit unseren Matratzen woanders hingezogen und haben es geschafft, nicht einmal im Bett zu schlafen - dafür aber unterm Küchentisch.
Aus der verschenkten Woche ist eine beschenkte Woche geworden. Zwar eine mit Fieber, Husten und Schlappsein, aber auch eine mit viel Papa-Sohn-Zeit und ebenso guten Gesprächen.
Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass wir unvergesslich gute Tage hatten.
Ich weiß, dass das nicht immer gelingt, ich weiß auch, dass unsere Wohnung groß genug ist, damit die Decke nicht so oft runterfällt und manchmal haben wir uns auch angezickt, aber ich habe mich nicht geärgert, weil ich mir das fest vorgenommen habe: mich nicht zu ärgern.
Dadurch ist mir einmal mehr aufgefallen, wie viele Informationen auf uns täglich einprasseln, die uns verärgern können und sogar sollen. Sicherlich ist Ärger wichtig, gehört zum Leben und sorgt dafür, dass man nicht stumpf wird. Doch obwohl ich krank bin, fühle ich mich erholt, weil ich den Ärger statt mich selbst in den Urlaub geschickt habe.
Vielleicht sollten wir alle mal eine Woche “Mensch ärgere dich nicht” spielen und auch danach leben.
Aus dem Hotel
Diese Woche hat Lerncoach und Bildungsaktivistin Caroline von St.Ange eingecheckt, der Clip aus dem Gespräch ging wild auf Instagram hin und her. Ich glaube, es ist ein sehr hörenswertes Gespräch für alle Eltern mit schulpflichtigen Kindern und auch für Lehrerinnen und Lehrer.
MEINE HIGH FIVE! DER WOCHE
1. Ein Lars
Lars Eidinger zählt zu den Menschen, die ich unbedingt noch zehnmal interviewen will, weil ich noch so viele Fragen habe. Durch die großartige Dokumentation “Lars Eidinger - Sein oder nicht sein” von Reiner Holzemer sind es ein paar weniger geworden. Besonders sehenswert ist sie, weil man darin erfährt, wie Lars arbeitet und noch mal deutlich wird, wie durchlässig er ist.
2. Ein Glück
Arthur C. Brooks ist ein amerikanischer Sozialwissenschaftler, der sich in seiner Forschung die Frage stellt, was Menschen glücklich macht. Im Podcast-Interview mit Tim Ferriss teilt er sein Wissen. Ich musste ganz oft anhalten und mir Notizen machen. Es geht um den Sinn des Lebens und wie man ihm mit zwei Fragen näher kommen kann. Außerdem: eine Meditation auf den Tod, der richtige Umgang mit Geld, Reverse Bucket-Lists und die vier falschen Idole. Die Folge werde ich noch einige Male hören.
3. Ein neues Wort
Das September-Licht ist mein liebstes Licht. Im Park halte ich immer wieder an und schaue, wie das Licht durch die Blätter der Bäume schimmert. Manchmal versuche ich es zu fotografieren, aber es ist nicht zu fassen. In Japan gibt es ein Wort dafür: Komorebi.
4. Eine Liste
Nächste Woche kommt - wenn nichts dazwischen kommt - Wim Wenders ins Hotel. Diese Woche habe ich jeden Tag einen Film von ihm gesehen und eine Liste wiederentdeckt. Wim Wenders 50 Regeln fürs Filme machen. Nummer 32 ist für alle Geschichtenerzähler essenziell - würde ich sagen.
5. Ein Zitat
„Eines Morgens riechst Du den Herbst. Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig; es hat sich eigentlich gar nichts geändert und doch alles.“ - Kurt Tucholsky
✌🏻
Lasst Euch nicht ärgern!
Happy Weekend!
Matze
Hi Matze, ich hoffe es geht euch allen besser!
Ich bin auf dich über Felix https://www.youtube.com/watch?v=KAzOydji-nk aufmerksam geworden, Finde es spannend, dass du einen der wenigen (mir bekannten) newsletter hier auf Substack betreibst der aus Deutschland kommt. Mich würde interessieren wie dir Substack gefällt und ob du deine subs dann organisch über die Platform aufgebaut hast. Lieben Dank, Kristina