High Five,
auf Berlin kann man sich verlassen: Gestern Abend hatte ich gelesen, dass am Bahnhof ein später Zug aus der Ukraine ankommen soll und dass noch Essen und Kleidung benötigt werden. Ich bin mit ein paar Sachen zum Ostbahnhof gefahren und habe dort ein Gruppe Mittzwanziger getroffen. Sie hatten selbst einen Reisebus gemietet, für die ankommenden Menschen aus der Ukraine wurden Schlafmöglichkeiten organisiert, vollkommen unbürokratisch und direkt. Sie machten das mit einer unverkrampften Hingabe und Bereitschaft, wie ich sie in dieser Stadt so oft in den letzten zwanzig Jahren erlebt habe. In Berlin kann es einem passieren, dass man jahrelang in einem Haus wohnt, aber nicht die Nachbarn kennt. Doch die gleichen Nachbarn stehen dann gemeinsam und selbstverständlich am Bahnhof und helfen den Menschen in der Not. Das rührt mich immer wieder und darum lebe ich immer noch so gern hier. Berlin ist wie ein Freund, der sich nie zurückmeldet, aber da ist, wenn man ihn braucht.
Aus dem Hotel
Kurt Krömer hat diese Woche eingecheckt. Ich möchte an dieser Stelle Benjamin von Stuckrad-Barre zitieren. Der schrieb, dass diese Folge "Weltkulturerbe" ist. Vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, dennoch ist diese Folge eine meiner liebsten Folgen im Hotel Matze. In der Suite habe ich mit meiner Redakteurin Lena eingecheckt. Wir haben ein Freundebuch ausgefüllt, es gibt einen Einblick in unsere Zusammenarbeit und dann hat sie mich Sachen gefragt, die ich bisher nicht beantwortet habe.
MEINE HIGHLIGHTS DER WOCHE
1. Ein Faktencheck
Bei Weltereignissen wie den aktuellen fällt es mir schwer, den Überblick zu behalten. Was ist wahr? Was ist zugespitzt? Was Propaganda? Was einfach nur falsch? Die Journalistin Ingrid Brodnig hat eine sehr hilfreiche Liste für Faktenchecks zusammen gestellt.
2. Ein bewegendes Buch
Diese Woche ist Thilo Mischkes Buch "Alles muss raus" erschienen. Thilo erzählt darin von den Orten, die Menschen verlassen müssen, weil sie nicht mehr dort leben können. Und er erzählt von sich, von seiner Familie, seinen Motiven. „Schonungslos“ ist das Wort, was mir als Beschreibung zuerst in den Sinn kommt.
Im Buchladen der Mutter kaufen
3. Eine bestialische Dokumentation
Es gibt dieser Tage genügend grausame Gegenwart, dennoch möchte ich auf diese mehrteilige, sehr sehenswerte Doku hinweisen, die mir von Sibylle Berg empfohlen wurde. „Rottet die Bestien aus“ beschäftigt sich mir der europäischen Kolonialisierung Afrikas und Amerikas. "Von der Ausrottung der amerikanischen Urbevölkerung über den Sklavenhandel bis zum Holocaust: ein Filmessay von Raoul Peck ("I Am Not Your Negro"), quer durch 600 Jahre Geschichte, eine Reise ins Herz der Finsternis. Persönlich, rasant, aufrüttelnd."
Die Bestie in Menschengestalt
4. Ein paar altersgerechte Nachrichten
Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir mit unserem Sohn über den Krieg sprechen. Wir finden es wichtig, dass er durch uns weiß, was passiert und nicht auf dem Schulhof seine Informationen bekommt. Wir sind ganz begeistert von logo!, dem Nachrichtenmagazin für Kinder. Sehr nachvollziehbar und ohne Panik, wird hier das aktuelle Geschehen erklärt. Da können sich die "Erwachsenen" einiges abschauen.
logo!
5. Ein Zitat
Nicht nur in der Musik treffend: "It's not the note you play that's the wrong note – it's the note you play afterwards that makes it right or wrong." Miles Davis
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
Euer Matze