High Five,
Ich habe mich gerade richtig aufgeregt:
Im Kiez, in dem das Podcast-Studio ist, gibt es eine Eckkneipe – eine von der Sorte, für die Menschen wie ich einst nach Berlin gezogen sind. Ein Ort, den es auf dem Dorf nicht gibt. Hier treffen sich die Nachbarn, arme Künstler, reiche Arbeiterinnen und gestresste Durchreisende. Manchmal spielt eine Band (sehr leise), jemand liest etwas vor, oder ein alter Film flimmert im Sommer draußen auf einer vergilbten Leinwand. Es ist nicht schick, nicht hip, nicht teuer und nicht exzessiv – im Grunde eine ganz normale Kneipe, wenn diese Art Kneipe nicht so eine Seltenheit geworden wäre.
Denn nach genau solchen Orten wie der WATT Bar sehnen sich gerade viele. Weil Menschen immer seltener zusammenkommen, weil Kultur immer weniger Raum hat und weil es selbst im Prenzlauer Berg kaum noch Orte wie diesen gibt.
Ihr ahnt es: Ich rege mich auf, weil die Kneipe schließen soll.
Das Haus wurde verkauft. Die neuen Besitzer – so sagt man auf der Straße – wollen ins Dachgeschoss ziehen. Und dann sei das natürlich zu laut mit so einer Kneipe. Also wurde der Mietvertrag stillschweigend nicht verlängert.
Ich kann die Besitzer verstehen, denn auch mir wird die Stadt zunehmend zu laut, doch dann ziehe ich ja nicht über eine Kneipe. Wer eine Holzallergie hat, geht auch nicht in den Wald. Doch die neuen Besitzer roden den Wald einfach ab. Weil sie es können. Weil sie Geld haben. Weil sie keine Verantwortung für die Geschichte des Hauses und die Träume derer, die hier seit Langem wirken, übernehmen wollen.
Auf der Website des WATT steht: Eigentum entpflichtet nicht!
Egal, wie viel Geld man auf dem Konto hat und wo man lebt: Für die eigenen Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten ist man selbst verantwortlich.
AUS DEM HOTEL
Die Dirigentin Joana Mallwitz hat eingecheckt. Wir haben uns über Musik als Sprache unterhalten, es geht um Joanas Begeisterung (die ist so ansteckend!), um Körpergefühl, klassische Musik und um die Überwindung, als introvertierte Person im Mittelpunkt zu stehen.
MEINE HIGH FIVES! DER WOCHE
1. Ein Luxusressort
Dienstag Abend fragte mich meine Frau Stephanie, ob wir starten wollen. Und ich wusste sofort, was sie meinte. Die dritte Staffel von White Lotus ist seit ein paar Wochen draußen und wir haben auf einen ruhigen Moment gewartet,
um damit zu beginnen. White Lotus zeigt die absurden Anwandlungen von zu wohlhabenden Menschen und von denen, die es ihnen Recht machen wollen. Die dritte Staffel spielt in Thailand und nach einer Folge meine ich sagen zu können, dass sie affengeil wird.
2. Ein Schwindler
Eine Stammgästin hat mir David Finks Roman „Der Schwindel“ empfohlen. Es hat ein bisschen gebraucht, bis mich die Geschichte um den Lebensflüchtigen Rasmus B. Freeden gefesselt hat, doch dann setzte der Sog ein. Fink schafft es, dass man sich als Leser oft die Augen reibt und fragt, ob das, was man da gerade gelesen hat, nun (in der Geschichte) stimmt oder nicht - und gleichzeitig wird die Wahrheit an sich hinterfragt. Ein Satz, den ich unterstrichen habe: “Die Leute haben eine falsche Vorstellung von Wahrheit. Die macht einem nicht warm ums Herz. Aber Lügen, sie zerstören einen.” “Der Schwindel” ist eine gute Mischung aus Roadtrip, Thriller und Selbsterkundung.
3. Ein Fototipp
Wer gern fotografiert und Ambitionen hat, darin besser zu werden, findet hier sieben hilfreiche Tipps von Jonathan Jasberg.
4. Eine Meisterklasse
In diesem Jahr werden mehr Experten im Hotel Matze einchecken. Es wird in den kommenden Monaten um Moral, Sex, Geschichte, K.I., Klassismus und Psychologie gehen. Ein Gespräch, was mich darin bestärkt hat, war das mit der mir vollkommen unbekannten Vanessa Van Edwards im Diary of a CEO Podcast. Diese 2,5 Stunden sind eine Meisterklasse in Körpersprache und Kommunikation.
5. Ein Zitat
Das Lachen kommt aus der gleichen Fabrik wie das Weinen. — Helge Schneider
Bevor es ins Wochenende geht: Morgen ist Weltwassertag. Noch immer gibt es 771 Millionen Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Anfang des Jahres war ich in Tansania um zu sehen, wie sauberes Trinkwasser Leben verändert. Meine Spendenaktion läuft noch einige Monate und wir haben schon knapp 20.000 Euro zusammen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, spendet gern und teilt es mit euren Freunden und Kolleginnen.
Schönes Wochenende Euch!
Matze ✌🏻
Ich habe sofort die Petition unterschrieben, obwohl ich weder im Kiez lebe noch die Kneipe kenne. Aber bei Ihrer überzeugenden Beschreibung...es geht um den geselsschaftlichen Zusammenhalt!