High Five,
Ich hatte schon damit gerechnet, dass meine Folge mit Friedrich Merz mit gemischten Reaktionen aufgenommen werden würde. Was mich jedoch überraschte, waren die vielen ablehnenden Kommentare, die schon wenige Minuten nach der Veröffentlichung eintrafen — demnach konnten sie die Folge noch gar nicht gehört haben.
Zugegeben, ich hatte vor dem Gespräch auch Vorurteile, ich versuche jedoch, diese vorher auszusperren, um so unvoreingenommen wie möglich zu sein — denn je weniger Vorurteile, desto besser das Gespräch.
Wer fragt: "Wie kannst du nur so jemandem eine Bühne geben?"spricht dem Publikum und sich selbst die eigene Urteilskraft ab. Es scheint, als haben Menschen Angst davor, dass sich ihre Einstellung ändern und ihre Standfestigkeit verloren gehen könnte, wenn sie einer Person zuhören, deren Weltanschauung sie nicht teilen.
Apropos Bühne: Ich war auf so vielen Konzerten in meinem Leben, manche haben mich euphorisiert, andere gelangweilt und einige haben mich enttäuscht. Aber das habe ich immer selbst beurteilen können.
Mein Ziel ist es, den Menschen näher zu kommen und sie dadurch anderen Menschen näher zu bringen. Kennenlernen heißt nicht zustimmen, sondern lernen.
AUS DEM HOTEL
Wie oben geschrieben, war Friedrich Merz da.
Apropos mehr zutrauen: Am Sonntag gibt es einen Check-In mit Richard David Precht. Wir sprachen über Toleranz, Politik und Utopien.
MEINE HIGH FIVES! DER WOCHE
1. Die Radikalität
Diese Woche fand die Re:publica in Berlin statt. Ich war nicht vor Ort, habe mir aber die Rede von Jagoda Marinic angehört, die über sanfte Radikalität sprach. Ihre Frage ist, wie wir im derzeit ständigen Positionieren wieder den Blick fürs Gemeinsame finden — etwas, das mich auch sehr umtreibt.
2. Eine Monsterparade
Wie gehen wir mit Künstlern und Künstlerinnen um, deren Werk wir lieben, die moralisch jedoch gegen unsere eigenen Werte verstoßen? Was machen wir mit Kanye, Michael, Woody, Till und all den anderen Männern? Diese Frage stellt sich auch die amerikanische Journalistin Claire Dederer in "Genie und Monster". Sie erkundet sehr klug und persönlich die Grenze zwischen Werk und Autor.
"Der Künstler muss monströs genug sein, um das Werk nicht nur zu beginnen, sondern auch zu vollenden. Und um all die kleinen Grausamkeiten zu begehen, die dazwischen liegen. Was große Kunst ausmacht, hängt davon ab, wer wir sind und was wir durchleben."
3. Ein Fieber
Was mein derzeit unerfülltes Fernweh stillen kann, ist Musik. Diese Woche habe ich Glass Beams entdeckt. Während ich ihre instrumentale und psychedelische Musik höre, denke ich an Reisen durch Asien. Ich hoffe, ich kann sie entweder bald live erleben oder ich verreise mit ihnen woandershin.
4. Ein Abschied
Nach fünf Jahren lief diese Woche die letzte Familienrat Folge mit mir als festem Fragesteller. Ab jetzt wird Bob Blume die Fragen der Community mit Katia Saalfrank besprechen. Wir haben eine schöne Übergabe Folge zu dritt aufgenommen und uns gegenseitig Fragen gestellt. Ich habe wahnsinnig viel von Katia gelernt und setze mich gespannt auf die Ersatzbank.
5. Ein Zitat
"Etwas interessant finden bedeutet, dass man Abstand hält, im Geiste mit den Ideen und Konzepten herumspielt und ihnen zustimmt oder sie ablehnt."
- Eckhart Tolle
Nächste Woche gibt es die 300. Folge und was Neues. 💛
Matze ✌🏻
Danke für diese immer sehr interessante Post, die mich zum Nachdenken, Nachhören, Nachlesen anregt. Diesmal haben mich die Eingangsworte sehr berührt und ich kann dem nur zustimmen. Leider greift dieses „Sofortdagegensein“ immer mehr um sich, ohne sich ein eigenes Bild zu machen. Ich wünsche ein schönes, frohes Wochenende und freue mich auf die nächste Post.
Ja, mehr respektvolle Diskurse sind eine schöne Utopie..... danke für deine Worte und deine Arbeit insgesamt. Bin eigentlich kein Podcast Fan gewesen, aber eine gute Freundin hat mir dein Hotel ans Herz gelegt und ich bin jetzt treue Hörerin... ich liebe gute Gespräche 👍