High Five,
Es sind noch zwei Wochen bis zu den Sommerferien. Bei mir wächst in der Ferienzeit immer die Sehnsucht nach einer Verwandlung.
Früher war das so: Man bekam sein Zeugnis, stieg mit den Eltern ins Auto – bei uns Richtung Bayern, Österreich, Italien – und kam ein paar Wochen später ein bisschen anders zurück. Ein bisschen größer, ein bisschen brauner – ein bisschen verwandelter. Bei den anderen Mitschülern war es genauso: Aus Kindern konnten über die Sommerferien kleine Erwachsene werden, die sich plötzlich ineinander verliebten.
Mir fällt sofort die Mini Playback Show ein und der Moment, in dem das Kind durch die Zauberkugel tritt und ein Star wir. Herrlich.
Die Sommerferien sind bestenfalls wie diese Zauberkugel. Aber ich will mich nicht in einen Star verwandeln, der Playback singt, sondern zum Beispiel in jemanden, der einen Garten hat und ihn benutzt. Der gräbt und pflanzt – und am Ende des Tages erschöpft in den Himmel schaut. Oder in jemanden, der leidenschaftlich kochen kann. Ich sehe mich brutzeln, schnippeln und abschmecken – natürlich ohne Rezept, nur mit Gefühl und einem Geschirrtuch über den Schultern.
Aber ich ahne, dass genau diese Verwandlung nicht stattfinden wird. Leidenschaften kann man nicht bestellen. Vielleicht komme ich Ende August doch mit angeklebtem Schnurrbart zurück und singe Bohemian Rhapsody.
In was würdest du dich verwandeln wollen?
AUS DEM HOTEL
Ich habe mich mit Martyna Linartas getroffen. Martyna ist Ungleichheitsforscherin. Ihre Arbeit dreht sich um ein Thema, das – so sagt sie selbst – alle anderen Probleme durchzieht: soziale Ungleichheit. Ein YouTube Kommentar: Augenöffnend, breit gefächert und schneidend präzise.
Morgen bin ich in Hamburg, beim Mit Vergnügungspark. Ich werde mit Judith Rakers auf der Bühne sprechen und danach noch ein bisschen mit der Hamburger Redaktion tanzen. Kommt vorbei!
MEINE HIGH FIVES! DER WOCHE
1. Eine Familienangelegenheit
Die Schauspielerin Caroline Peters hat einen sehr tollen Roman über eine Familie geschrieben. Ich habe es auf meiner Wanderung in der Schweiz gehört und immer wieder unterbrochen, weil mich ihre Gedanken so getroffen haben. Sie erzählt, inwiefern jedes Familienmitglied eine eigene Familiengeschichte hat und bringt die Beziehung zwischen Tochter und Mutter auf eine andere Ebene. “Ich kann mich entscheiden, will ich es ihr ein Leben lang vorwerfen, dass nicht meine Bedürfnisse als Kind der Maßstab ihres gesamten Lebens waren? Oder betrachte ich sie ab jetzt als Erwachsene, die eigene Maßstäbe angelegt hat - und das mit gutem Recht.”
2. Ein Vortrag
Es fällt mir schwer, über Antisemitismus zu sprechen. Und ich habe mich gefragt: Warum eigentlich? Die kurze Antwort lautet: Scham. Eine Scham, die sich tief eingegraben hat in die deutsche Erinnerung, in unser kollektives Bewusstsein. Aber auch eine, die oft sprachlos macht. Die Psychoanalytikerin Ilka Quindeau hat sich intensiv mit genau diesem Moment beschäftigt: Was hindert uns am Sprechen und wie können wir es trotzdem schaffen? In diesem Vortrag analysiert sie, inwiefern das Reden über Antisemitismus fruchtbar gemacht werden kann.
3. Eine Panikattacke
Vielleicht habt ihr euch in der Einleitung gefragt, warum ich mich als Koch sehe. Es könnte an The Bear legen. Die Serie dreht sich um einen jungen Küchenchef, der ein Restaurant übernimmt. Es brutzelt, spritzt und wird geschrien. Für jemanden wie mich, der Küchen stressig findet, ist das eine Bestätigung — aber eben auch anziehend. Gerade ist die vierte Staffel rausgekommen, ich bin aber noch bei Staffel eins. Sie fühlt sich an, wie eine nicht enden wollende Panikattacke.
Eine Werbung
Apropos schmutzige Küche: Alles, was man dagegen braucht, bekommt man bei dm. Ein wichtiges Thema hier ist Nachhaltigkeit. dm achtet bei seinen Produkten an allen Ecken darauf, dass sich Ressourcen sparen lassen: Durch weniger Verpackung, mehr Einsatz recycelter Materialien und weniger Energieverbrauch beim Transport. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, schaut hier und geht in den nächsten dm. Ich habe die nachhaltigeren Alternativen getestet und vermisse nichts.
4. Eine Sommerfrische
Es kann nicht genügend Podcasts geben und darum empfehle ich direkt zwei: Ariana Baborie und Judith Rakers senden wieder gemeinsam und besprechen alles, was die Woche los war — von Hühnern über Kleinkind bis Krise. Und dann setzt sich Fynn Kliemann nun auch wöchentlich vors Mikrofon. Mit seinem Kumpel Nisse spricht er in “Teeanager mit deutschem Akzent” über kleine und große Hirngespinste. Beide Podcasts eignen sich super, um in die Sommerferien zu fahren.
5. Ein Zitat
Ich habe einmal einen alten Priester gefragt: ›Sie haben 50 Jahre lang in der Verschwiegenheit des Beichtstuhls Leuten zugehört; was haben Sie über die menschliche Seele gelernt? Darauf der alte Priester: Ich habe zweierlei gelernt.
Erstens: Die Leute sind viel unglücklicher, als man glaubt.
Und zweitens: Es gibt keine Erwachsenen.‘ — André Malraux
✌🏻
Ich wünsche Euch ein wundervolles Wochenende!
Matze
Wie man als Kind doch gar nicht wissen kann, was einem als Erwachsener diese Erinnerungen bedeuten. Ich habe endlich die alten Dias (Fotos) von meinem Vater gefunden - ein geborgener Schatz.
Ich würde gerne aus der Zauberkugel steigen und mir weniger Gedanken über Dinge machen die es nicht zu zerdenken gilt 😅🤌