High Five,
Gestern am frühen Morgen lief ich durch das mallorquinische Hinterland. Die Sonne war noch nicht richtig da. Im kleinen Dorf waren die ersten Menschen schon mittendrin. Ein Mann fegte die Straße, eine Bäckerin stand freundlich hinter dem Tresen und bediente eine ältere Dame. Zwei junge Erwachsene putzten die Scheiben einer Bank, ich habe sie gegrüßt, sie lächelten zurück. Ich lief noch ein bisschen weiter, hörte die Killers und ließ meine Gedanken vom Weg abkommen.
Gestern vor sieben Jahren habe ich die erste Hotel Matze Folge veröffentlicht. Ich weiß noch, wie wichtig es für mich war, dies noch vor meinem 37. Geburtstag zu erledigen. Viel zu lange lag das Gespräch mit Ronja von Rönne schon auf meiner Festplatte, ich hatte es x-mal gehört, geschnitten und hin und her bewegt. Ich weiß heute nicht mehr, wie die Reaktionen nach der Veröffentlichung waren, ich erinnere mich nur noch an die Angst davor. Für mich fühlte es sich groß, wichtig und mutig an, für alle anderen natürlich nicht. Es hat viele weitere Aufnahmen und Jahre bis zur Übereinkunft gebraucht, dass es auch für andere wichtig ist.
Ich finde es interessant, wie asynchron die eigenen Empfindungen oft mit dem Rest der Welt verlaufen. Man selbst meint ja, je nach Gemütslage, gerade das Größte oder Schlimmste hergestellt zu haben und der Rest der Welt putzt, bedient und fegt einfach weiter. Gestern Morgen hat mich das sehr beruhigt, bestimmt vergesse ich es wieder, wenn ich etwas wagen will. Ihr könnt mich ja dann daran erinnern.
Ich möchte mich herzlich bei Euch bedanken. Denn nur durch Euch ist es mir möglich, mich in meiner Arbeit fast ausschließlich auf den Podcast konzentrieren zu können. Euren Reaktionen und den Abrufzahlen (über 50% mehr als im letzten Jahr!) nach zu urteilen, war es die richtige Entscheidung, All-In zu gehen. Viele Gäste schreiben mir nach Veröffentlichung einer Folge, dass sie unglaublich wertschätzendes Feedback von Euch erhalten haben und das wiederum sorgt dafür, dass sie zum Check-In wiederkommen wollen und das lange Wunsch-Gäste sich nach Jahren überwinden und doch ins Hotel kommen - zum Beispiel Ina Müller. Das ist ein großes Geschenk und Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß. Vielen herzlichen Dank!
Aus dem Hotel
Ina Müller hat endlich ins Hotel eingecheckt. Wir haben drei Stunden über ihr Leben, die Panik, gemeinsame Wunschgäste und kleine und große Türen gesprochen.
Im Sommer hat Nora Pinck wiederum mit mir über das Hotel gesprochen. Sie wollte für sich und ihren Podcast The Mompany wissen, wie wir das hier so angehen. Den Deep Dive ins Hotel gab es erst nur in der Suite und er ist jetzt für alle hörbar.
Auch in diesem Jahr gibt es eine Spendenaktion mit der Neven Subotic Stiftung, die sich dafür einsetzt, dass Menschen in Kenia, Tansania und Äthiopien Zugang zu sauberen Trinkwasser haben. 100% der Spenden kommen vor Ort an. Ich war selbst da und habe mir die Arbeit angeschaut. Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann gebt gern was dazu.
MEINE HIGH FIVES DER WOCHE
1. Ein Gemetzel
Urlaubszeit ist Lesezeit. Diese Woche habe ich endlich das Gesprächsbuch “Glaube, Hoffnung und Gemetzel” von Nick Cave und Sean O'Hagan zu Ende gelesen. Die beiden haben sich in mehreren Sessions über das Leben, die Trauer und die Kunst unterhalten - es ist wie ein Podcast in Buchform. Was mich besonders bewegt hat, ist, wie Cave über den Tod seines Sohnes spricht und wie er diesen künstlerisch verarbeitet hat. Ein philosophisches Buch, nicht nur für Cave-Fans.
2. Eine Aufarbeitung
Was passiert, wenn man merkt, dass ein Familienmitglied immer politikverdrossener und dafür unansprechbarer wird? Während Corona haben einige Menschen die Erfahrung gemacht, dass Mütter und Väter ihr Vertrauen in Politik, Medien und Wissenschaft verloren haben - so auch die Journalistin Anita Blasberg. Statt den Kontakt aufs Nötigste zu reduzieren, hat sie sich mit der Mutter tagelang unterhalten, um herauszufinden, wo ihre Kipppunkte lagen. Ihr Buch “Der Verlust” ist eine Spurensuche, die sehr nachvollziehbar aufbereitet, was in den letzten Jahrzehnten mit uns passiert ist und wie das Vertrauen zurückgewonnen werden kann.
3. Ein paar Socken
Im Schubkasten kann es nicht genügend coole Socken geben. Über eine Hörerin bin ich auf den Shop “Eulenschnitt” gekommen. Dort gibt es ziemlich coole Tennissocken mit Smileys und Slogans. Freue mich schon, wenn die “Ciao Kakao” Socken wieder verfügbar sind.
4. Ein Album
Heute erscheint das 9. Album “Übers Träumen” von meinem liebsten Telefonfreund Aki Bosse. Ich durfte in den letzten Monaten immer mal wieder vorhören und freue mich riesig darauf, das fertige Album auf meinen Plattenspieler zu legen. Mein Lieblingslied ist bisher “Schlaf bei mir ein”. Happy Release Day!
5. Ein Zitat
Niemand hat die Kontrolle über die Dinge, die einem zustoßen,
aber wir haben die Wahl, wie wir darauf reagieren.
- Nick Cave
✌🏻
Habt ein schönes Wochenende
Euer Matze
Hi Matze!
Sieben Jahre, krass! Du und Deine Gäste haben mich in den ersten 3 Jahren ständig begleitet - in einer für mich unruhigen Zeit war Hotel Matze stets stabil und ein Anker in meiner Welt. Ich konnte mich einfach immer darauf verlassen, einmal in der Woche inspiriert zu werden und somit Kraft zu tanken.
Danke Matze dafür, ich muss wieder öfters reinhören.
7 Jahre! Wahnsinn. Ganz großen Respekt, mein lieber Matze! Du bist ein tolles Vorbild dafür, mit Geduld, Durchhaltevermögen, Feinfühligkeit und guter Intuition/Geschmack bei einer Sache zu bleiben. Das führt dann zu dem Erfolg, den du hast. Bravo und Gratulation!