**Wir hatten gestern leider einen kleinen Schluckauf im System und wissen nicht, wer den Newsletter schon bekommen hat. Falls du ihn jetzt doppelt erhÀltst - sorry!!**
High Five!
Im letzten Podcast mit Philip sprachen wir ĂŒber mein GefĂŒhl, beruflich auf einem Plateau angekommen zu sein, ohne zu wissen, wie oder ob ich mich dort einrichten sollte. Ich glaube, auch wenn es abgedroschen klingen mag, dass der Weg das Ziel sein sollte. Mein Weg hatte jedoch immer einen leichten Anstieg und brachte mich von einem aufregenden Ort zum nĂ€chsten - mit immer besser werdenden Aussichten. Aber was ist, wenn man irgendwann gar nicht mehr weiter will? Was ist, wenn man ahnt, dass es auch gar nicht mehr weiter gehen kann? Wie richtet man sich ein, obwohl man einen ausgeprĂ€gten Bewegungsdrang hat? Diese Fragen beschĂ€ftigen mich gerade.
Ăber Barbara Bleisch bin ich auf den Begriff der Bleibefreiheit gekommen. Ein Begriff, den Eva von Redecker geprĂ€gt hat. Ich mag ihn, weil er der nach Ausdehnung drĂ€ngenden Freiheit ein gemĂŒtliches Bett zum Verweilen anbietet. Ja, Freiheit muss nicht bedeuten, weiter zu ziehen - Freiheit kann auch bedeuten, einfach mal zu bleiben.
Ich habe zu dieser Folge viele wunderbare Nachrichten von Menschen bekommen, die in einer Ă€hnlichen Lebenssituation sind, aber auch von Menschen, die das Prinzip der Bleibefreiheit schon leben. Ich wollte Euch heute die schöne Post von Heike und Uli zeigen, die ich natĂŒrlich vorher um Erlaubnis gefragt habe.
âWir, Heike und Uli (beide Jahrgang 1964), denken, wir nehmen âBleibefreiheitâ in Anspruch. In den Neunzigerjahren haben wir in Leipzig eine kleine Porzellanmanufaktur gegrĂŒndet und sind kurze Zeit spĂ€ter mit unseren Kindern und der Manufaktur nach Peritz in einen alten Gasthof gezogen.
Hier leben und arbeiten wir seitdem ziemlich SinnerfĂŒllt. Wir entwerfen und produzieren unser Porzellan, arbeiten mit alten und neuen Handwerkstechniken.
Uli hat verschiedene Musikprojekte, Heike spielt in einer Ukulelenkapelle.
Vor ca. 2 Jahren haben wir mit einer âOffenen BĂŒhneâ begonnen. Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich bei uns auf dem Saal Publikum und Musiker/Bands aus der Umgebung. Es gibt diverse GetrĂ€nke, Selbstgebackenes, Fettbemme und GĂŒrkchen, ErdnĂŒsse. Alles ist kostenlos. An der Bar steht eine Spendenbox. Das funktioniert. Man redet miteinander, hört zu, ist nett. KFZ-Mechaniker trifft Chefarzt, trifft pensionierte Gymnasiallehrerin. Die Stimmung ist erwartungsvoll, neugierig, fröhlich. Nicht nur der SpaĂ, den wir an diesen Abenden haben, sondern vor allem die Freude unserer GĂ€ste macht uns glĂŒcklich.
Dieses Geben und Nehmen, verbunden mit einer gut funktionierenden Familie und einem schönen Handwerk, lĂ€sst alles âHöher-Schneller-Weiterâ uninteressant erscheinen. In diesem Fall ist es gut, wie es ist! Wir wĂŒnschen und gestatten uns Bleibefreiheit.â
Danke an Heike und Uli Raupach.
AUS DEM HOTEL
Diese Woche hat Giovanni Zarrella eingescheckt. Wir sprachen ĂŒber erfĂŒllte und zerplatzte TrĂ€ume und ĂŒber die Angst seiner Mama.
Ich musste 2,5 Jahre warten: Am kommenden Sonntag erscheint endlich wieder ein Check In mit Fynn Kliemann. Es gab einiges zu besprechen.
MEINE HIGH FIVES! DER WOCHE
1. Ein Endspiel
Ich habe noch nie ein Tennisspiel von Roger Federer gesehen, aber schon mehrere Interviews oder BeitrĂ€ge ĂŒber oder von ihm. Er scheint mir schwer in Ordnung zu sein. Die Amazon-Doku âFederer: Zwölf letzte Tageâ zeigt - wie der Titel unschwer vermuten lĂ€sst - die letzten 12 Tage von Federers aktiver Tenniskarriere. Beginnend ab dem Moment, in dem er sein Statement an die Fans veröffentlicht bis zum letzten Aufschlag. Eigentlich waren die Filmaufnahmen nicht fĂŒr die Ăffentlichkeit gedacht, was den zurĂŒckhaltenden Federer viel nĂ€her bringt. (Sollte es hier jemanden geben, der einen Draht zu ihm oder seinem Team hat, lasst es mich gern wissen. Ich wĂŒrde ihn gern interviewen)
2. Ein Rabbit Hole
Am Mittwoch Abend bin ich in ein richtiges Internet Rabbit Hole gefallen. Die Federer-Doku wurde von Joe Sebia gemacht. Aha. Wer ist das? Und wie ist er dazu gekommen? Joe Sebia produziert auĂergewöhnliche Interview-Formate. Federer hatte er im Vogue Format 73 Questions kenngelernt. In meinem Loch habe ich mir sehr viele Folgen angeschaut (Gwyneth, Adele, Liam). Dann habe ich festgestellt, dass Joe ja auch die jĂ€hrlichen Interviews mit Billie Eilish macht - da habe ich auch noch mal einige geschaut und eingeschlafen bin ich dann zum Interview mit Rick Rubin.
3. Ein Kunstkniff
Ich habe diese Woche âDer Wald und der Fluss - Ăber Anselm Kiefer und seine Kunstâ von Karl Ove KnausgĂ„rd gelesen. Der norwegische Schriftsteller hat ĂŒber seine Begegnungen mit dem deutschen Ăber-Maler geschrieben und versucht ihn und sein Kunst zu begreifen - was natĂŒrlich nicht wirklich gelingen kann. Es ist dennoch erkenntnisreich, teilweise recht komisch und wie in allen guten PortrĂ€ts, erfĂ€hrt man nicht nur etwas ĂŒber den PortrĂ€tierten, sondern auch viel ĂŒber den Autoren.
4. Eine Spionage
Am Wochenende fahren wir nach Wien. Im Zug will ich Mr. and Mrs. Smith weiterschauen. Da mochte ich die erste Folge. Liebe, Spionage, Balla Balla.
5. Ein Zitat
âBei aller Form von Kunst geht es darum, etwas anderes zu werden. Ein Strich mit blauer Farbe wird zu einem Fluss, sechs Zeichen auf einem weiĂen Papier werden Himmel, eine Schauspielerin wird Ophelia.â - Karl Ove KnausgĂ„rd
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Habt ein schönes Wochenende.
Euer Matze
"Freiheit kann auch bedeuten, einfach mal zu bleiben" <3