High Five,
Es ist Freitag und ich habe diese Woche noch kein einziges Mal die Suchmaschine von Google benutzt. Stattdessen habe ich ChatGPT für so ziemlich vieles genutzt: Für Recherchen zu einem Gast, Übersetzungen ins Italienische, Designvorschläge, die Suche nach Urlaubshotels, einen Vertragsentwurf – und auch diesen Newsletter lasse ich noch einmal auf Rechtschreibung prüfen.
Seit einem halben Jahr nutze ich KI bewusst und merke, wie sich meine Gefühle dazu vermenschlichen. Zuerst war die Qualität nicht so überzeugend – aber gut genug. Ich habe ChatGPT wie einen kostenlosen Praktikanten betrachtet. Nach einem halben Jahr ist er in meiner Vorstellung schon ein Berufseinsteiger, denn er wird immer besser.
Nach meinem Empfinden ist das Sprechen darüber nicht ausgewogen. Es gibt die einen, die sagen: Wenn du KI nicht aktiv nutzt und lernst, sie zu bedienen, wird dein Job irgendwann futsch sein. Und es gibt die anderen, die sagen: Wenn wir sie nutzen, werden wir irgendwann futsch sein. Es gibt die Begeisterten, die Ablehnenden und die Skeptiker. Ich erlebe selten, dass sich klar und transparent darüber ausgetauscht wird, wie ChatGPT und andere Chatbots im Berufsalltag tatsächlich angewendet werden. Alle nutzen es, aber auch ein bisschen heimlich.
Ich war überrascht, als feststellte, dass ich diese Woche noch nicht gegoogelt habe. Wie schnell das geht. Nie hätte ich damit gerechnet, dass die größte Suchmaschine – und damit die meistbesuchte Webseite der Welt – einmal so schnell abgelöst und sogar irrelevant werden könnte. Man kann darüber hinwegsehen und sagen: Na gut, dann benutze ich eben eine andere Seite. Aber ich denke, wir sollten uns fragen, was das für uns bedeutet, wenn mal eben 175 Milliarden Dollar an Firmenwert (Wert von Google Search 2023 – ich habe ChatGPT gefragt) langsam (oder schnell) zerbröseln.
Was werde ich wert sein – mit oder ohne KI?
Wie wird sich mein Arbeits- und Lebensraum verändern?
Könnte es passieren, dass mein Praktikant auch mein Chef wird?
Und die für mich wichtigste Frage: Was bedeutet es, Mensch zu sein?
Einerseits bin ich gespannt und neugierig und will ganz viel darüber erfahren und ausprobieren. Doch gleichzeitig … ja, gleichzeitig ist diese Veränderungsgeschwindigkeit und Qualität auch furchteinflößend. Wie gut, dass ich gerade im Zug sitze – mit einem Menschen – auf dem Weg zu anderen echten Menschen.
Ich freue mich, ein paar von euch am Wochenende zu treffen.
MATZE AUF ACHSE
16.05. Kiel - Digitale Woche - ausverkauft
17.05. Hamburg - Centralkomitee - ausverkauft
22.05. Bern - Dampfzentrale - ausverkauft
09.06. Zürich - Kaufleuten
21.06. Berlin - Konzerthaus „Night Session“
12.07. Hamburg - Mit Vergnügungspark
AUS DEM HOTEL
Diese Woche hat der Musiker Zartmann eingecheckt. Er hat dem besorgten Vater in mir eine ganz große Sorge genommen.
Am Sonntag erscheint die Folge mit Bill & Tom Kaulitz. Zufälligerweise ist es auch die 350. Folge. Happy Birthday to us!
MEINE HIGH! FIVES DER WOCHE
1. Ein Ausblick
Apropos KI. Gestern habe ich mit der App Replit rumgespielt, die es ermöglicht, Apps ohne jegliche Programmiervorkenntnisse zu erstellen. Nach 3 Prompts hatte ich eine Tagebuch-App für Philip und mich fertig. War eine nette Spielerei, die ich noch weiter verfolgen werde. Etwas Angst gemacht hat mir die App Auren . Die Selbstbeschreibung: “Auren ist ein emotional intelligenter Ratgeber für Menschen, denen ihr Wachstum, ihre Beziehungen, ihre Ziele und ihr emotionales Wohlbefinden am Herzen liegen.” Man kann zwischen einem wohlwollenden und etwas herausfordernden Gegenüber wählen und dann über das Leben und Überzeugungen chatten — und sich Ratschläge holen, die gar nicht mal so schlecht sind. Mich hat dies sehr an den Film Her erinnert.
2. Ein Indie
Mein Reisebegleiter Alex und ich sind gerade sehr begeistert von der amerikanischen Musikerin Annie DiRusso. Mein Lieblingssong ist „I am the deer“, Alex schwärmt von “Back In Town”. Wer 90er Jahre Indiepop mag, wird Annie auch mögen.
3. Ein Lachhotel
Wir haben am Wochenende die neueste Staffel von LOL gesehen. Es war zwar nicht die beste Staffel, aber ein Wiedersehen mit vielen Hotel Matze Gästen: Till Reiners, Giovanni Zarella, Hazel Brugger, Florian David Fitz, Riccardo Simonetti und Jürgen Vogel durften nicht lachen - aber wir. Überrascht hat mich vor allem Giovanni.
Eine Werbung
Im Hotel gibt es eine neue Partnerschaft: Herzlich willkommen dm!
Wir starten mit einem schönen Gewinnspiel. dm achtet ja bei seinen Produkten an allen Ecken darauf, wo sich Ressourcen sparen lassen: Durch weniger Verpackung, mehr Einsatz recycelter Materialien und weniger Energieverbrauch beim Transport. Und mit etwas Glück könnt ihr euch dank der dm-Testboxen selbst von nachhaltigeren Alternativen überzeugen. Hier geht es zum Gewinnspiel und mehr Infos.
4. Eine Einsamkeit
Eine Newsletter-Leserin hat mir den Roman “Oben Erde, unten Himmel” von Milena Michiko Flašar empfohlen und ins Schwarze getroffen. Darin wird das einsame Leben von Suzu erzählt, welches sich durch einen neuen Job verändert. Sie räumt die Wohnungen von einsam Verstorbenen leer und wird dadurch weniger einsam. Das Buch verlängert und erweitert meine entflammte Japanliebe, gibt einen Einblick in Herz und Seele einer Japanerin und behandelt auf poetische Weise die Einsamkeit unserer Zeit.
5. Ein Zitat
Every post I see about how I simply must use AI more and more in my workflow, if I don’t want to get left behind, further convinces me that I probably shouldn’t, if I want to have any chance of standing out. — Oliver Burkeman
Habt ein vergnügtes Wochenende mit echten Menschen.
Matze ✌🏻
Manchmal glaube ich wir sind wirklich seelenverwandt. Ich habe diese Woche auch viel mehr Chat genutzt als Google für gleiche Suchanfragen.
Mein derzeitiger "Berufseinsteiger" ist Granola, der nicht intrusiv meine Coaching-Sessions zusammenfasst. Ich war überrascht, dass die Zusammenfassungen 100% akkurat sind und ich sie wie sie sind an den Kunden schicken kann.
Das ist interessant, vor allem, weil ich gestern etwas darüber gelesen habe, dass die neuen Sprachmodelle noch mehr Unsinn erzählen als ältere. Das genaue Hinschauen und Prüfen wird wohl immer wichtiger. Insofern bin ich mir noch nicht so sicher, ob eine Suchmaschine durch KI wirklich ersetzt wird oder das nicht eher Wunsch und Irrtum sein könnte …
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kuenstliche-intelligenz-ki-chatgpt-sprachmodelle-halluzinationen-entwicklung-100.html